Montag, 25. August 2014

Vermeintlich defekte Endroehren weiter nutzen. Teil 2

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Mir ist aufgefallen, dass der Steuergitterfehlstrom mit der Verlustleistung des Schirmgitters ansteigt. Man kann ihn also auf unbedenkliche Werte senken, indem man das Schirmgitter entlastet.
Ob und wie weit das möglich ist, lässt sich mit dem Oszilloskop an der Anode schnell prüfen. Dazu das Radio laut drehen. Geht die Anodensignalspannung dabei unter die Kniespannung im Ausgangskennlinienfeld, also in den Stromübernahmebereich, kann man etwas tun. Und zwar sich an das halten, was Barkhausen in seinem Lehrbuch der Elektronenröhren Band 2 Verstärker, lehrt:
"Man darf allgemein nur soweit aussteuern, bis man in das Stromübernahmegebiet hinein kommt, d.h. bis da hin, wo die (IaUa)-Kennlinien für verschiedenes Ug enger zusammenrücken, oder wo die (iaug)-Arbeitskennlinie oben abbiegt und schließlich horizontal verläuft."
 Für die EL41 und die ECL86 sind das etwa 50V. (In dem Gerät ist der Übertrager zu hochohmig ausgelegt und dadurch wird das Schirmgitter überlastet. Klick , Klick )
In solchen Fällen verringert man die Schirmgitterspannung und die Gittervorspannung am Steuergitter Klick so, dass Barkhausen's Forderung erfüllt ist.
Für das Mindern der Schirmgitterspannung benötigt man einen Vorwiderstand und einen Blockkondensator am g2. Häufig lässt sich dafür eine sowieso für die NF-Vorstufe vorhandene Siebkette verwenden. Für die dann erforderliche kleinere Gittervorspannung verringert man den Katodenwiderstand. Da die Ströme und die Anodenspannung dabei unverändert bleiben, sind auch bei dieser Modifikation keine Abstriche in Klang und Leistungsfähigkeit des Radiogerätes zu befürchten.
Den Wert für den Widerstand  vor dem Blockkondensator am Schirmgitter ermittelt man wie folgt: Tongenerator (ca.400Hz Sinus) an den NF-Eingang klemmen und mit dem Oszilloskop an der Anode messen. Eben bis zur Kniespannung an der Anodenseite aussteuern. Nun mit dem Oszilloskop messen wieviel Spannung Ukgs noch zwischen Katode und dem Spitzenwert der Gittersignalspannung bleibt.
Wichtiger Wert aus dem Datenbuch: Der Wert für µg2 der Endröhre. Nach Barkhausen verschiebt sich die Schirmgitterspannung um µg2 multipliziert mit der Steuergitterspannungsverschiebung bei unverändertem Strom.
Der zulässige Spannungsabfall am Widerstand berechnet sich dann zu µg2 mal Ukgs.
Beispiel: Graetz Comedia 05F mit ECL86
Für Ukgs habe ich einen Wert von (etwas über) 1V gemessen. µg2 beträgt laut Datenbuch 21.
URg2= Ukgs x µg2 = 1V x 21 = 21V.
Laut Schaltplan beträgt der Schirmgittergleichstrom Ig2 = 4,5mA. Der Siebwiderstand für das Schirmgitter hat dann:
RSg2 = URSg2 / Ig2 = 21V / 4,5mA = 4K7Ω Schirmgittersiebwiderstand
Mit dem Dreisatz berechnet man den neuen Wert für den Katodenwiderstand.
160Ω x 4,7V / 5,7V = 130Ω Katodenwiderstand
Nun hat man die beiden Widerstandswerte und setzt sie im Gerät sinnvoll ein. Beim Comedia 05F ist das sehr einfach. Man muss lediglich einen Draht umlöten, einen Elko und zwei Widerstände ändern.

(Da geht noch das halbe Milliampere der Triode über den Vorwiderstand. Das ist mir zu wenig um auf 3K9Ω zu gehen.) Für den Elko habe ich einen 10µF 450V verwendet.
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Aktualisiert am 12.August 2018
 Teil 3





















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